8. Mittelalterliche Funde
Dieser Abschnitt ist eine Bestandsaufnahme der z. Zt. bekannten Funde in Grochewitz und Umgebung. Einen ausführlichen Bericht, z. B. mit dem Arbeitstitel „Spuren unserer Vorfahren im Gebiet der oberen Rossel" ist geplant. Fachliche Unterstützung und Mitarbeiter sind immer willkommen.
Um Mißverständnisse zu vermeiden, möchte ich darauf hinweisen, dass die archäologischen Aktivitäten in Abstimmung mit den Archäologen erfolgen.
Die Abbildungen verschiedener archäologischer Funde aus Museen und einige Fundstücke hier aus dieser Gegend sollen den trockenen Text etwas verständlicher darstellen. Wenn zusätzlich das Interesse für einen Museumsbesuch geweckt wird, oder weitere Interessenten zum „Mitmachen" angeregt werden, hat dieser Artikel sein Ziel erreicht.
Bekannte archäologischen Daten, Berichte oder Geschichten aus diesem Gebiet:
Der Münzfund von Grochewitz 1880 (?)
In Abschnitt
7. dieses Berichtes wird der Münzfund von Grochewitz beschrieben.
In der Ortsakte von Köthen befindet sich folgender Bericht: (EK: 19/13)
Grochewitz
1919 – Geschenk des Kantors em. Schössling,
Köthen.
Bruchteil eines Axthammers mit Schneide aus grauem Gestein, an der
Schmalseite gewölbt, die andere eben, bis zum Schaftloch erhalten. Wahrscheinlich
bandkeramisch. Nr im alten Katalog Ia: HN IV Ib. Gefunden 1912. Länge 11,1cm,
größte Breite 5,6 cm, Breite der Schneide 2,1 cm, Dicke 3,5 cm, Bohrlochdurchmesser
2,25 cm.
Fundmeldung IV 88/21 (im Landesfundarchiv Halle aufgenommen)
7. Nov.
1990, Museum für Naturkunde und Vorgeschichte Dessau (MNVD)
Zusammenfassung:
In Grochewitz, nördlich vom Ort, im Sernoer Feld wurden
folgende Gegenstände an der Oberfläche gefunden:
(Zeit der Auffindung: 18.6.1988)
Fundplatz 2 (Ang. Messtischblatt ,,,)
Scherben gelber, brauner und grau-blauer
sowie innenglasierter Keramik
43 unverzierte Wandungsscherben
5 verzierte Wandungsscherben (Gurtbänder, Wülste, Drehrillen)
1 Bodenstück
7 Randscherben
1 gebrannter Feuerstein
Zeitstellung:
Mittelalter 11. - 14. Jahrhundert
Fundmeldung IV 88/20 (im Landesfundarchiv Halle aufgenommen)
7. Nov.
1990, Museum für Naturkunde und Vorgeschichte Dessau
Zusammenfassung:
In Grochewitz, nördlich vom Ort, im Sernoer Feld wurden
folgende Gegenstände an der Oberfläche gefunden: (gefunden:18.6.88)
Fundplatz
1 (Ang. Messtischblatt…)
Scherben gelber, brauner und grau-blauer sowie
innen glasierter Keramik
40 unverzierte Wandungsscherben
9 Randscherben
1 Bodenstück
1 Schlackestück
Diese Fundstellen sind auch in einem Kartenblatt als
Grabungsschutzgebiet eingetragen.
Im folgenden Abschnitt sind weitere bekannte Funde aus der Umgebung von Grochewitz
zusammengestellt worden (Originaltexte).
Aus diesen, noch recht spärlichen
Angaben, lassen sich einige Rückschlüsse auf die frühere Besiedelung dieser
Gegend ableiten.
1937 – Köselitz
Nördlich von Köselitz, Reichsautobahn, km 68,
bronzezeitliche Scherben, Per. IV . Gefunden von Arbeitern, überbracht von Lattauschke
.. .
"Reichsautobahn nördlich von Köselitz, km 62,5 (68,5 ? die Zahl auf
der Reichsautobahnkarte unleserlich).
I 65 sogenannter Keulenstein aus Granit,
gefunden von Latauschke. Der Stein ist kreisrund mit Äquatorialrinne. -…- .Oberfläche
poliert, jedoch stellenweise stark abgewittert. Parallel ist zur Mittelrinne
eine kleine, flüchtig ausgeführte angedeutet.
In der Nähe der Fundstelle
liegen mehrere illyrische Hügelgräber. Zu diesem Funde gehören mehrere in 20
cm Tiefe gefundene Silexartefakte, darunter eine dreieckige geometrische Spitze
mit einer gedengelten Seite mikrolithischen Charakters."
"Reichsautobahn, km 68. Mikrolithische Feuersteinspäne, gefunden
von … 21 Juli 1937
Reichsautobahn, nördlich von Köselitz, km 62,5.
Illyrische
Urnen- und Beigefäßscherben und etwas Leichenbrand aus zerstörten Brandgräbern
der Bronzezeit, Per. Gefunden von Arbeitern, Überbracht von ...."
aus
Gerhard Voigt, Vorgeschichtliche Besiedlung des Fläming
Bronzezeit – Bronzezeitliche Depot …
Köselitz,
2 Grabhügel nördlich des Dorfes, Steine, Scherben, Urnenreste
Schrifttum: Mitt d. Anh. Gesch..- Ver., 2, 1880 S. 220
Reichsautobahn, Bronzezeitliche
Scherben, Museum Zerbst 37 : 13
Dorfstelle Mallin - Wüstung, (siehe auch Abs. 11 – Wüstungen in der Umgebung).
Fund am 05.12.92, Museum für Naturkunde und Vorgeschichte Dessau
Lage: …
Messtischblatt 2242 Hundeluft ….
Stelle der Dorfkirche Mallin
Dachziegelreste und Bodenscherben mit gelber Innenglasur
MittelalterWiese südl. des Waldes mit Dorfkirche
(aus Maulwurfshügeln)
graue und blaugraue Keramikscherben
schmale Kirchenstücken (Bronzezeit)
Die ehemalige Dorfstelle Mallin, ca. 2 km Luftlinie von Grochewitz entfernt,
liegt heute in dem geplanten Baugebiet von Center Parks. Der Ort ist im Abschnitt
11. „Wüstungen im Gebiet von Grochewitz" beschrieben und auf einer Karte
eingezeichnet.
In dem gleichen Abschnitt wird auch das ehemalige Dorfe Wreciz
und seine vermutliche Lage (Breetz) beschrieben.
Auf den folgenden Abbildungen sind verschiedene slawische Tongutreste, ein römischer Glaskelch aus dem 1. Jh. n. Chr., und ein Tonkrug mit Strichbandverzierung dargestellt. Mit diesen, oben genannten Fundstücken aus dem Museum, kann der Leser Vergleiche mit den, im Grochewitzer Gebiet gefundenen „Scherben" selbst anstellen.
Aber er sollte keine voreiligen Schlüsse ziehen. Eine fachmännische Unterstützung
und Bewertung ist dabei immer sehr hilfreich.
Bei den Oberflächenfunden
(Scherben) fehlen einige wichtige Datierungshilfen. Wenn z. B. später,
bei einer Ausbesserung eines Weges, "alte Scherben" zur Aufschüttung
verwendet wurden, könnten daraus falsche Rückschlüsse gezogen werden.
Bei
Grabungsfunden stehen zusätzliche Informationen (wie z. B. umgebende Erdschichten,
mehrere Gegenstände, Lage, usw.) für eine genauere Datierung und Fundortsbeschreibung
zur Verfügung.
Auch bei den Grochewitzer Oberflächen-Fundstücken verbirgt sich, im Acker
künstlich gealtert, neuzeitliche Keramik.
Auch wenn man jetzt immer häufiger
lesen kann, daß nach "sensationellen Funden" die Geschichte umgeschrieben
werden muß, besteht kein Grund zur Aufregung, die Grochewitzer Funde stimmen
noch in das zur Zeit bekannte Geschichtsbild.
Aber im Boden stecken noch
viele ungelöste Rätsel (wie z.B. das Dorf Wreciz).
Und wenn, durch diesen
Aufsatz angeregt, noch weitere „Augen" nach Fundstücken und historischen
Bodendenkmalen Ausschau halten, könnte die "Grochewitzer Geschichte(n)"
vielleicht um einige Punkte ergänzt werden.
Zeitgeschichtlich datierte Funde aus verschiedenen Museen zum Vergleich mit den Grochewitzer Fundstücken
Römischer Kelch aus geblasenem Glas |
Arch. Gefäßreste von slawischen Töpfen, Krügen,
Schüsseln, etc. |
Die folgender Bilder zeigen verschiedene Oberflächenfunde
(undatiert)
aus dem Gebiet von Grochewitz
Das Gefäß aus dem Museum stammt aus der Zeit um ............
,
das Fundstück, mit ähnlichem Strichband, ...............
Ein Gefäß aus dem Museum (MNAD) Ein Fundstück von Grochwitz (Fs. 2)
Die heutigen großen archäologischen Funde werden auch aus der Luft entdeckt. Von verschiedenen Bundesländern (auch von Sachsen-Anhalt) gibt es bereits dicke Bücher mit Abbildungen (Luftaufnahmen) mit Umrissen von alten Siedlungsanlagen.
Auf dem linken Luftbild (O. Brasch, Unterirdisches Baden-Württemberg) ist die Erdschanze von Bad Wimpfen abgebildet. Es wird vermutet, dass es sich dabei um eine Befestigungsanlage der frühen Neuzeit (17/18 Jh.) handeln könnte. Die beiden anderen Luftbilder (M. Richter) wurden in der Nähe von Grochewitz aufgenommen. Die Konturabbildungen entstehen durch unterschiedlichen Bewuchs (Bodenbeschaffenheit). Ursachen dafür können z. B. Aufschüttungen, alte, tiefer liegende Fundamente alter Siedlungen, frühere Wege, ehemalige Bachläufe oder aber auch alte Flackstellungen oder die Umrisse spätere Stallungen der Roten Armee 1945 sein.
Wenn heute, in Zusammenarbeit mit noch lebenden Zeitzeugen, ein Chronist die bekannten Plätze in einer Karte vermerkt, werden es ihm spätere Generationen danken. Sie haben dann keine Probleme mit der Zuordnung und Datierung dieser Zeichen.
Das gleiche Bild wie oben, mit anderem Farbfilter
Durch verschiedene Farbfilterung mit dem Computer wird der unterschiedliche Bewuchs an den veränderten Bodenstellen besser sichtbar gemacht. Diese Veränderungen zeigen sich, fast unabhängig von der Jahreszeit, z. B. bei hohem Getreide, oder bei frischer Saat wie auf dem rechten Bild. Auf dem mittleren Bild ist auf der linken Bildseite noch eine Kreis abgebildet. An dieser Stelle ist der Boden relativ feucht. In diesem Gebiet wurden auch keramische Bruchstücke, wie vorher abgebildet, gefunden. Das Bruchstück mit dem Strichmuster (siehe Bild oben) wurde auch dort gefunden.
Auf dem Kartenausschnitt (Bild oben links) wurden die oben beschriebenen
Fundstellen (Oberflächenfunde) eingezeichnet und die Fläche als Grabungsschutzgebiet
markiert. Bei Erdarbeiten (z. B. Leitungsverlegungen) in diesem Gebiet sollten
die Archäologen informiert werden.
Die drei anderen Luftaufnahmen (M. Richter)
zeigen das Gebiet zu verschiedenen Jahreszeiten und unterschiedlichen Farbfiltern.
Obwohl diese beiden Fundstücke nicht in eine Sammlung archäologischer Fundstücke gehören, sondern zur Paläontologie (Versteinerungen), möchte ich sie trotzdem hier bei den Funden von Grochewitz vorstellen.
Grochewitz, 2005
Manfred Richter
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