7. Der Münzfund von Grochewitz
…. so ähnlich könnten sie ausgesehen haben
Original-Text, Th. Stenzel, Bilder M.R.
A.
Bei einem Neubau auf dem Schulgehöfte
zu Grochewitz, drei Meilen östlich von Zerbst, wurde am 9. April d. J. (1880
(?) ergänzt von M.R.) ein Fund von alten Groschen gemacht. Da leider nicht
sämtliche Münzen abgeliefert worden sind, vermag ich nicht, die Stückzahl
genau anzugeben. Die 438 Stücke, welche ich für das Herzogliche Münz-Cabinet
angekauft habe, reichen von 1497 – 1532.
Die alte Schule in Grochewitz (Bild von 2005)
Unter den zerstreuten Bestandtheilen des Fundes sind nach den von mir eingezogenen Erkundigungen noch einige ältere, nämlich von Kurfürst Friedrich II. (1440 – 1470), zu Brandenburg und Ratheno geprägt, und zwei Groschen von Kurfürst Johann Cicero vom Jahre 1496. Ueberhaupt bilden die Hauptbestandtheil des Fundes Groschen von: Kur- Brandenburg
Aus fast 300 Stücken habe ich 164 verschiedene Stempel ausgesucht. Unter denselben sind 1 Groschen von Johann Cicero von 1499. (Johann Cicero gest. 9. Januar 1499).
Von Kurfürst Joachim I. und seinem Bruder Albrecht haben wir zunächst folgende mit der Umschrift NONETA ANNO DOMINI: 1 unbek.. von 1500; 5 von 1501, unter denen 3 seither unbekannte, nicht beschriebene, inedirte; 2 von 1502 (beide inedirt); 2 von 1503 (beide inedirt)
Außerdem tragen diese Umschr. 4 Groschen von Joachim allein, und zwar 1 von 1501 (ined.), 1 von 1502 (ined.), 2 von 1503 (beide inedirt.).
Mit der Umschrift MONETA NOVA ANNO DOMINI finden wir in unserem Funde nur Groschen der Brüder von 1501 (2), 1503 (?), während Groschen derselben mit der Umschrift MONETA NOVA ARGENT AN von 1503 und 1504, und Groschen von Joachim allein von 1500 (ined.), 1501 (2), 1506 (2) vorhanden sind.
Aus der Münzstätte Berlin bringt uns der Fund 1 Groschen der Brüder o. Jz., 2 von 1507 (ined.),4 von 1508 (3 ined.), 4 von 1509 (1 ined.), 3 von 1510 (2 ined.), 2 von 1511 (1 (ined.), 1 von 1512, 2 von 1513 (ined.), 1von 1515 (ined.).
In Groschen, von Joachim allein geprägt, haben wir 1 von 1514 (ined.) 1 von 1515, 6 von 1516 (5 ined.), 3 von 1517 (1 ined.), 2 von 1518 (1 ined.).
Besonders reich vertreten ist die Münzstätte Frankfurt. Aus ihr haben wir an gemeinschaftlichen Groschen der Brüder 1 von 1499, 2 ined. O. Jz., 1 von 1503 (ined.), 1 von 1506 (ined.), 1 von 1507 (ined.), 3 von 1508 (ined.), 3 von 1509 (1 ined.), 1 von 1515 (ined.) 1 von 1511 (ined.). 1 von 1512 (ined.), 1 von 1513.
An Frankfurter Groschen von Joachim allein haben wir folgende:
1 von 1510, 3 von 1514, 3 von 11515, 3 von 1516 (sämmtlich ined.), 4 von 1517, (3 ined.), 3 von 1518 (2 ined.), 2 von 1519, 2 von 1520, 2 von 1522, 2 von 1523 (sämmtlich ined.), 3 von 1524 (2 ined.), 4 von 1525 (ined.), 3 von 1526 (1 ined.), 1 von 1527, 4 von 1528 und 1 von 1529 (sämmtlich ined.).
Die Münzstette Krossen ist in 2 Groschen der Brüder von 1511, 2 von 1512, 1 von 1513 (wobei 4 ined.) und 2 ined. Groschen Joachims von 1514 vertreten.
Enlich haben wir aus der Münzstätte Stendal an gemeinschaftlichen Groschen 4 von 1509 (3 ined.), 1 von 1510, 1 von 1511 (ined.), 1 von 1512 (ined.), 1 von 1513; an Groschen von Joachim allein je 3 ined. von 1514, 3 von 1516 (1ined.), 2 von 1517 (1 ined.), 5 von 1522 (4 ined.), je 1 ined. von 1523, 1524, 1525, 1528, 3 ined. von 1529, 1 ined. o. Jz., 1 von 1530, 1 von 1531, 1 ined. von 1532. Letzterer Groschen ist die jüngste Münze des ganzen Fundes.
B. Kur-Sachsen.
Unter 20 Stücken befinden sich 16 verschiedene Stempel, welche sämtlich schon bekannt sind. Wir haben namentlich 4 Sorten Schneeberger Zins- oder Muthgroschen o. Jz. Von Friedrich III., Albrecht und Johann, sowie einen Zinsgroschen derselben von (14)98; ferner einen Groschen von Friedrich III., Georg und Johann zwischen 1500 und 1507 geprägt; 8 verschiedene Sorten Groschen von Friedrich dem III., Johann und Georg, zwischen 1507 bis 1525 geschlagen; endlich zwei Sorten Groschen von Johann und Georg von (15)27 u. o. J..
C. Grafschaft Mansfeld.
Die 10 Groschen derselben sin sämtlich von einander verschieden. Es sind je 2 von 1511, 14, 15; je 1 von 1516, 17; endlich 2 verschiedene breite Zwittergroschen von (15)29. Fast alle inedirte Stempel.
D. Goslar.
Die 2 Stücke des Fundes sind ein gewöhnlicher Matthiasgroschen o. Jz. Und ein inedierter Mariengroschen von 1526.
E. Hildesheim.
Das einzige Stück, ein Mariengroschen von 1526, war seither unbekannt.
F. Herzogthum Braunschweig.
Die zwei Stempel von Mariengroschen des Herzogs Heinrich I. (1494-1514) weichen in der Umschrift von seither bekannten etwas ab.
G. Herzogthum Mecklenburg.
Es ist in zwei Jahrgängen Güstrower Sechslinge oder Groschen von 1527 und 1528 vertreten; ersterer ist inedirt, letzterer bekannt.
H. Bisthum Halberstadt.
Von ihm bringt uns der Fund zwei neue Stempel von Groschen aus dem Jahre 1520 und einen von 1622, welcher von den bekannten gleichfalls abweicht.
J. Erzbisthum Magdeburg
Dasselbe ist durch einen halben Groschen von Erzbischof Ernst (1476-1513) und durch 3 inedirte breite Groschen des Cardinals und Erzbischofs Albrecht von 1519, 1521 und 1524 vertreten. Jener halbe Groschen ist der einzige seiner Art im Funde; von besonderer Wichtigkeit ist der Groschen von 1519, denn aus diesem Jahr kannte man bisher keinen Groschen, nur einen Hohlpfennig. Die Stempel von 1521 und 1524 weichen von den seither bekannten ab.
K. Reichsstadt Nördlingen
Von ihr finden wir im Funde einen m. W. inedirten schönen Groschen vom Jahre 1509.
Es sind also im Funde 10 Staaten und Städte in 205 Stempeln vertreten, von welchen die bei weitem größte Anzahl noch nicht beschrieben ist. Unter den 164 brandenburgischen Stempeln sind meines Wissens nur 56 edirt, also 108 seither noch nicht beschrieben.
Genauere Mittheilungen darüber werde ich in einer numismatischen Zeitschrift veröffentlichen.
Von P. Th. Stenzel in Lausigk
Mittheilungen des Vereins für Anhaltische Geschichte und Alterthumskunde,
Zweiter Band, Dessau 1880 (Mitt VAGA II, 1880)
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