1. Alte Dorfbeschreibungen
In diesem Abschnitt werden Beschreibungen, die das Dorf Grochewitz betreffen, aus folgenden Werken aufgelistet:
Dr. phil. E. Weyhe,Landeskunde des Herzogtums Anhalt
(1907);
F. Siebigk, Herzogtum Anhalt (1867);
H. Lindner, Geschichte des Landes
Anhalt (1833);
Dr. Bittner Pfänner zu Thal, Anhalts Bau- und Kunstdenkmäler
(1879-1943);
Regesten und Urkunden des Herzogl. Haus- und Staatsarchivs Zerbst
(1401-1500),
Hof- und Staatshandb. für Anhalt 1919,
M.
Kühlewind „Verzeichnis der Ortschaften – 06 Grochewitz - (1937/38 ?).
Grochwitz, Kirchdorf, in Buko eingepfarrt, liegt (103m) auf dem rechten Ufer der oberen Rossel am Rande grüner Wiesen. Es zieht sich von O. Nach W. und macht mit seinen sauberen Häusern, mit seiner breiten, beiderseits von Grasflächen umsäumten Straße und ihren Kastanien, Akazien, Linden, Birken und Birnenbäumen einen freundlichen Eindruck. Kirche (1874 neu erbaut) und Kirchhof liegen in der Nähe des N.=Ausganges, wo zunächst dem von Serno kommenden Wanderer mehrere kleine Gehöfte ins Auge fallen. Die S.=Zeile der Hauptstraße ist häuserreicher als die nördliche, hier stehen auch die größten Ackerhöfe. Vereinzelte Häuser liegen auf dem Wege nach der Rosselbrücke, südwestlich von ihnen schafft die Grochewitzer Wassermühle.
Grochewitz ist früher ein adeliges Dorf gewesen.
1566 war es denen von Lattorf zuständig (Cs. Ldb.). 1867 zählte es 5 Anspänner, 9 Kossaten und 9 Häusler. 1753 hatte es 103 Einwohner (27 Männer, 21 Weiber,53 Kinder und 2 Mägde), 1805 114, 1818 136 Bewohner. 1830 wohnten in 25 Häusern 168, 1871 in 27 Häusern 147, 1900 in 25 Häusern 126 Leute, alle evangelisch; 24 Ehemänner und 24 Ehefrauen, 1 Witwer, 37 männliche und 30 weibliche Ledige in 25 Haushaltungen; 1904 26 Häuser, 1905 151 Einwohner.
Gemeindebezirk 887,05 ha (435 Acker und Gärten, 56 Wiesen, 7 reiche und 17 geringe Weiden, 2,31 Haus- und Hofräume, 300 Forsten- Kiefern-Hochwald, 33,65 Unland, davon 20 zum Aufforsten geeignet, 36,09 Wege, Friedhof usw.)
Alle Häuser hatten Vieh, nämlich 44 Pferde,190 Rinder, 152 Schafe, 233 Schweine, 14 Ziegen, 44 Gänse, 14 Enten, 444 Hühner und 3 Puter; Siebigk gibt 36 Pferde, 137 Rinder, 713 Schafe, 87 Schweine und 4 Ziegen an.
Bedeutung: grochovec = Erbsenfeld (Hey, S.24).
Dr. phil. E. Weyhe, Landeskunde des Herzogtums Anhalt, 1907
Grochewitz, ein Kirchdorf, die Tochternkirche von Buko, 285 Fuß ü. d. M., mit 1 Schule, 27 Häusern, 150 Einwohnern (L. 25 H., 168 E.), worunter 5 Ansp., 9 Koss., 9 Häusler. Die Kirche St. Maria ist alt und klein.
Hier befindet sich eine Mahl- und Schneidemühle an der Roßlau und eine Dampfschneidemühle
Entfernung von Weiden ½ St., von Buko ¾ St., von Coswig 2 St.
Grundbesitz: 2849 M. Acker, 150 M. Wiesen, (1070 M. Forst).
Viehbestand: 36 Pferde, 137 St. Rindvieh, 713 Schafe, 87 Schweine, 4Ziegen.
F. Siebigk, Das Herzogtum Anhalt, 1867
Grochewitz. Ein Dorf rechts über Buko das in einer waldigen Gegend liegt, eine Kirche, die das Filial von Buko ist, und eine Mahl- und Schneidemühle hat.
W. Lindner, Geschichte des Landes Anhalt, 1833 (Geogr. Von Anh. Kap.2. v. Anh. Bernburg)
Grochewitz, ein Kirchdorf, die Tochterkirche von Buko, ½ St. von Weiden entfernt, mit 25 H., 168 (145, 158) Ew. Die Kirche ist alt und klein. Entf. von Koswick 2 St..
In Grochewitz ist eine Mahlmühle und ¼ St.westlich eine dazu gehörige Schneidemühle nebst Hirsestampfe.
W. Lindner, Geschichte des Landes Anhalt, 1833 (5. Das Justizamt Koswick).
Grochewitz. 22 km von Zerbst
Beckmann, VII, 235, 236. Fränkel, M.Slavische Ortsnamen, Mitt. V, 333. Stenzel, Th., Der Münzfund von Grochewitz, Mitt II, 753 Lindner,449, 453. Schulze, Dr. K., Die Erklärung der Namen, Mitt IV, 84 |
Schulze, Dr. K., Bemerkungen zu den von Prof. Seelmann gegeb. Erklärungen anh.-slav. Ortsnamen, Mitt. VII, 45. Seelmann, Slawentum, Mitt. VI, 488. Siebigk, 694. Stenzel, Th., Wanderungen zu den Kirchen Anhalts im Mittelalter, Mitt. IV, !75. |
Das Dorf ist vor 1400 urkundlich nicht bezeugt, doch ist wahrscheinlich, das der Ort mit seiner Kirche vor dieser Zeit bestand. Er gehörte später zu dem Besitze derer von Lattorf, die von Fürst Wolfgang 1523 den Lehnbrief über Grochewitz empfingen.
Das der heiligen Maria geweihte Gotteshaus war ein Bau von nur geringer Größe und ist Filial von Buko.
Die jetzige Kirche ist 1874 neu erbaut.
Glocken sind: 1. 71 cm Durchmesser ....... 2. 48 cm Durchmesser ........
Dr. Bittner Pfänner zu Thal, Anhalts Bau- und Kunstdenkmäler, 1879 - 1943
Grochewitz. 1491 Jul. 1.
Philipus, Fürst zu Anhalt, belehnt Hansen von Lattorf und seine Erben, eventuell dessen Bruder Cuno und Jacob von Lattorf, mit dem Dorfe Grochewitz und Zubehör wie der Fürst es selbst gehabt hatte, als Mannlehen.
Zeugen:Arndt von Wolffen (Roslow), Hans von Wolffen (Buro), Hans Fronbose, Cune Werder und andere „genung geleubwirdiger“.
Landesarchiv
Sachsen Anhalt
Aus
Regesten der Urkunden des Herzoglichen Haus- und Staatsarchivs zu Zerbst aus
den Jahren 1401-1500
Hans von Lattorff auf Dornburg und Grochewitz
(Familienchronik )
Grochewitz
1519
wird Hans von Lattorff auf Dornburg und Grochewitz genannt.
1523 ist Ernst
von Lattorff von Fürst Wolfgang von Anhalt mit dem Dorfe Grochewitz belehnt
worden:
1586 nach dem Tode von Wolf Ernst von Lattorff ist Dornburg und Grochewitz
an seine Vetter in Klieken gefallen
1677 verkaufte Mathias von Lattorff das
Dorf Grochewitz zusammen mit der wüsten Mark Albitz (Olbitz?) an den Fürsten Karl Wilhelm
zu Anhalt Zerbst für 15 000 aufhaftende Taler
Ausschnitte aus: M.
Kühlewind, DasFlämingdorf Grochewitz.
Das Flämingdorf Grochewitz
von
M. Kühlewind
Grochewitz ist ein echtes Flämingdörfchen. Etwa 11 Km nördlich von Coswig und 6 Km südlich der Bahnlinie Rosslau Wiesenburg liegt es fernab von der lauten Verkehrsstraßen. Zum Dorfe führt noch keine gepflasterte Kreisstraße und auch elektrisches Licht gibt es hier noch nicht .Trotz dieser Mängel an neuzeitlicher Entwicklung macht das Dörfchen mit seinen breiten von Linden und Kastanienbäumen beschatteten Dorfstraße, seinen schmucken Häusern, seiner im Jahr 1874 erbauten Kirche mit der im gleichen Stil gebauten Schule und seiner Molkerei einen freundlichen Eindruck.
Umgeben von ausgedehnten Wäldern und nassen (ß) Wiesenflächen aus denen die Rossel entspringt, ist der Ort wohl geeignet, dem Städter vom Hasten und Treiben des Alltages Ruhe und Frieden zu bringen. Wegen dieser idyllischen Lage hat der anhaltische Lehrerverein für seine Mitglieder aus einem dicht beim Dorf befindlichen Jägerhäuschen ein freundliches, bescheidenes Erholungsheim eingerichtet. Auch schon in früheren Zeiten ist Grochewitz gern aufgesucht worden.
Die anhaltischen Fürsten haben in alten Zeiten ein Gut zu Grochewitz besessen und in den wildreichen Revieren oftmals gejagt.
Durch Urkunde vom 1. Juli 1491 hat Fürst Philipp zu Anhalt das Dorf Grochewitz mit Zubehör wie es der Fürst selbst gehabt hatte, den Gebrüdern Hans, Cuno und Jakob von Lattorf und ihren Erben zur gesamten Hand als Mannlehen gegeben.
Als Zeugen haben diese Urkunde Arnt von Wolffen, Hauptmann zu Rosslau, Arndt von Wulffen, Comtur von Buro, Hans Frobose und Cuno Werder unterzeichnet.
1519 wird Hans von Lattorff auf Dornburg und Grochewitz genannt. Am 1. Januar 1523 ist Ernst von Lattorff vom Fürsten Wolfgang von Anhalt mit dem Dorfe Grochewitz belehnt worden.
Dornburg und Grochewitz sind nach dem Tode
des Wolf Ernst von Lattorff, der in der Kirche
zu Dornburg am Altar beigesetzt wurde, im Jahre 1586 an seine Vetter in
Klieken gefallen. Der Kliekener Linie hat Grochewitz bis zum Jahre 1677 gehört.Am Tage Jakobi 1677 verkaufte Mathias von Latttorff das
Dorf Grochewitz zusammen mit der wüsten Mark Albitz an den Fürsten Karl Wilhelm
zu Anhalt Zerbst für 15000 aufhaftende Reichstaler.
Das fürstliche Gut
Das
fürstliche Gut stand an der Stelle, wo sich heute der Schulzenhof P. Nr.
1 befindet.
Wenn man von Südwesten her den Dorfplatz betritt gelangt man rechts am Gehöft von Herrmann Henning vorbei zum Schulzenhofe. Das breite stattliche Schulzenhaus mit seinem Aushangkasten, der aus mehreren Stufen bestehenden Treppe und den blumengeschmückten Fenstern ist leicht zu erkennen. Das älteste Bauwerk des Gutes ist der Pferdestall. Ein Balken auf dem Stallboden trägt die Inschrift „von Christian Friedrich 1777 erbaut“.
Der jetzige Schulze Herrmann Friedrich I hat den Hof von seinem Schwager gleichen Namens, in dessen Familie das Mannlehen und Allodial Hüfner und Gerichtsschulzengut Generationen lang gewesen war, im Jahre 1913 gekauft. Zum Hofe gehören mehr als 800 Morgen Acker, Wiesen und Wald.
Ein Rundgang durch das Dorf
Grochewitz hatte früher nur einen Eingang,
nämlich den zwischen Kirche und Molkerei. Später entstand der Zugang in Südost.
Da dieser Weg über bruchiges Gelände führte, musste hier ein Knüppeldammweg
angelegt werden. Der Damm wurde in Kabeln eingeteilt und jeder Einwohner hatte
ein bestimmtes Stück des Weges zu erhalten. Der nördliche Ausgang machte sich
zur Zeit der Separation notwendig.
Das frühere Armenhaus hat 1870 der Schäfer Christian Tietz gekauft.
An das schon beschriebene Schulzengut schloss sich nördlich das Knapesche Hüfnergut – heute Urban – an. Neben diesem befand sich die alte Schmiede, die der Hufschmied George Hahn aus Undersdorf erbaut und im Jahre 1748 mit dem dazu gehörigen Hannes Pulschen Kossatengute an seinen Bruder Martin Hahn verkaufte. Die Schmiede hat bis zum Jahre 1913 der Meister Wernicke betrieben. Von Ihm hat das Grundstück der Schulze Friedrich erworben und die Schmiede abbrechen lassen. In dem zur Schmiede gehörigen Wohnhause sind während des Weltkrieges die der Gemeinde als landwirtschaftliche Hilfskräfte überwiesenen russischen Gefangenen untergebracht gewesen. Neben der Schmiede wohnte der letzte Zoll- und Geleiteinnehmer Christian Nebel, der zugleich Kossat war.
Am nördlichen Dorfausgang sehen wir noch das alte Hirtenhaus = 1749 wird die Klara-Katherina Kulicke geb. Puhlmann als Hirtin genannt.
Von den beiden Gasthöfen im Orte ist der Kasesche der ältere. Er ist der alte Dorfkrug. Als Schenken werden 1738 Christian Gantzer, dem der Kossate George Liske Geld leiht, sowie 1756 – 1796 Georg Pick zugleich als Kossatengutsbesitzer genannt.
In alten Gerichtsakten wird auch erwähnt, dass Andreas Pulz 1756 von Johann Kase das Kossatengut zwischen Knape und Nebel mit Acker und dem sogenannten Kohlhofe an dem Dorfe gekauft hat. Wo dieser Kohlhof gelegen habe ich nicht mit Sicherheit feststellen können. Es wird vermutet, das er abgebrochen ist und sich im Hennigschen Garten befunden hat, da diese Gegend heute noch „Kohlhai“ heißt.
Auch die Familien Rietz, Fleming, alle sind in der Mitte des 18. Jahrhunderts in Grochewitz begütert gewesen.
In das Pulzsche Gut hat nun Friedrich geheiratet. Da gab es in Grochewitz Schulze Friedrich, Bauer Friedrich, Muntel (?) Friedrich und Pich -Friedrich. Das Nebelsche Halbspännergut hat 1847 Gottlieb Hildebrand aus Wittenberg gekauft.
Der Gemeindeforst
Das
Dorf besaß eigenen Wald. Wege seiner Nutzung gab es öfter Streit zwischen dem
Schulzen und der Gemeinde. Im Jahre 1714 wurde deswegen ein Verfahren beim
Justizbeamten in Coswig anhängig, in dem die streitenden Parteien vor Gericht
folgenden Vergleich schlossen:
Wenn ein Einwohner im Dorfe einen Neubau verrichtet, soll er befugt sein 15 Stück Bauholz im sogenannten Sterz und 3 Stück in der Heide zu hauen, imgleichen auch die Latten freihaben. Wenn er aber mehr braucht, so muß er der Gemeinde für jedes Stück 2 Groschen zahlen. Das Holz muß Montags oder Sonnabends gefällt werden. Wer außer dieser Zeit im Gemeindewald betroffen wird, ist in 4 Groschen Strafe verfallen. An diesen 2 Tagen müssen auch Leiternbäume und Pflugstorze gehauen werden. Auch Zaunreisig kann geholt werden, aber nicht mehr als zum Gehege gebraucht wird. Dabei muß das junge Holz geschont werden. Krippen und Stielbäume dürfen geschlagen werden. Kummetbäume und Hopfenstangen sollen abgeschafft werden, sie müssen von der Gemeinde gekauft werden. Wenn große Windfälle gewesen sind, muß dies dem Schulzen gemeldet werden. Alsdann wird das Holz gemeinsam aufgehauen und verteilt. Wer sein angewiesenes Bauholz nicht innerhalb eines Vierteljahres aus dem Walde schafft geht dessen verlustig.
In jedem. Jahre sollen sich am Tage Maria-Verkündung, Johannes, Michaelis und Weihnachten diejenigen melden die Holz brauchen. Dann wird es an diesen Tagen angewiesen werden. Wer sein ganzes Fach von dem ihm zukommenden Gehege nicht macht, so daß er bei der Besichtigung offen befunden, wird bestraft. Es soll sich keiner unterstehen von den Gehegen im Dorfe oder im Felde etwas wegzutragen. Darauf ruhen 8 Groschen Strafe. Wer sich aber von solchen Mauserei nicht abhalten lässt wird dem Gericht zur Verhängung einer Gefängnisstrafe angezeigt.
Bei dieser Gelegenheit sind auch Unzuträglichkeiten während der Weidezeit zur Sprache gebracht und vom Gerichte nachgehende Ordnung getroffen worden:
Wenn ein Pferd, Rindvieh oder Schwein nach Sonnenaufgang in fremder Weide getroffen und gepfändet wird, soll 1 Groschen Pfandgeld für jedes Stück erlegt werden, nach Sonnenuntergang aber 2 Groschen, ebenso für eine Rotte Gänse.
Wer diese Strafe nicht an die Gemeinde bezahlt, soll vor Gericht zu vierfachem Betrage verurteilt werden.
Aus dem Nachlaß von M. Kühlewind "Verzeichnis der Ortschaften - 06 Grochewitz"
(Originalmanuskript
im Stadtarchiv Coswig-SA, es wird angenommen dass die Artikelserie 1937/38
entstanden ist und M. Kühlewind Beamter des Herzoglich Anhaltischen Amtsgerichtes
Coswig war (z.B. Grundbucheintragungen mit seiner Unterschrift in Bd. III, Bl
136 Abteilung Grochewitz von 1924).
Die Abschnitte „ Die alte Wassermühle“ und „Die Gerechtsame Mühle“ in Artikel „5. Die
Grochewitzer Wassermühle“, stammen ebenfalls aus der Beschreibung von M.
Kühlewind.
Vom Besitzstand und die Abgaben der
Grundstückseigentümer
im Jahre 1793
Als
der letzte Fürst von Anhalt Zerbst gestorben war, hat der Amtmann Caletzki in
Coswig am 17. Juli 1793 ein genaues Verzeichnis der Grundstückbesitzer im Amte
Coswig und deren Abgaben aufgestellt. Danach waren im Amtsdorf Grochewitz
ansässig:
Der
Lehnschulze Christoph Friedrich,
Die
Anspänner Christoph Hahn, Christoph Friedrich, Simon Krüger und Georg Knape
Die
Kossaten Michael Höhne, der Schenk und Kossat Georg Pech (?), Gottfried Göricke
Thomas
Pech (?), Andreas Hahnrich, Christoph Arendt, Christian Nebel
Der
Schmied David Töpfer
Der
Einwohner Müller
Der
Müller Kotze.
Der
Schulze besaß 71/2 Hufen Acker, wovon 6 Lehnhufen waren. Seine Wiesen lagen im
Hufschlage
und gaben 4 Fuder Heu und 1 Fuder Grummet. Er hatte auch eine
Freiheit, die aus Wiese und Holz bestand. Dort hatte er vom 1. Mai bis
Michaelis die alleinige Hütung für sein Vieh. Auf dem Hufschlage hatte er
einige Eichen, etwas Birken und Espen
und meistens Kiefernholz.
An Abgaben musste er geben:
1
Taler 1 Silbergrochen Dienstgeld
7 Silbergrochen Dragonergeld
4 Taler 12 Silbergrochen Landsteuer
6 Silbergrochen Kirchensteuer
und
10 Scheffel 3/4 Metzen Roggenpacht
Der Pastor erhielt den Zehnt und für jede Person 8 Pfennige Opfer. Der Schulmeister in Buko bekam von hm 1 Scheffel 2 Metzen Roggen und dem Katecheten zu Grochewitz mußte er 9 Metzen Roggen geben.
Die übrigen Anspänner hatten durchschnittlich 6 Hufen Acker. Ihre Abgaben waren dieselben wie beim Schulzen.
Die Kossaten besaßen ½ Hufe Land, von ihrer Wiese konnten sie nur 1 kleine Fuhre Heu ernten, Holz gehörte ihnen nicht. An Abgaben zahlten sie entsprechend weniger als Anspänner, dazu kam aber für 2 Zinsgänse 12 Silbergroschen und für 2 Hühner 6 Silbergroschen.
Der Müller Kotze besaß die Mahl- und Schneidemühle, hatte eine Wiese, die sogenannte Kahlwiese, die 1 kleines Fuder Heu gab und eine bei Coswig gelegene Hofwiese.
Er mußte der Herrschaft in 4 Terminen jährlich 45 Taler Mühlpacht, 6 Silbergroschen 6 Pfennige Wiesensteuer und ebensoviel Quartsteuer für die Hofwiese entrichten.
Vermögen seines Erbpachtvertrages wurden ihm aber Bau- und nötigen Fuhren am Teich auf Herrschaftsdienste verrichtet.
Die Gemeinde gab der Herrschaft jährlich 16 Silbergroschen 8 Pfennige Schoß für die Hütung auf dem Ziechenberge (? 24), ferner muß sie 3 ordinäre Guasten (?) mit 22 Talern 2 Silbergroschen 3 Pfennigen der Herrschaft geben und sich gefallen lassen, dass noch 2, 3 oder gar 4 außerordentliche Guasten (?) ausgeschrieben wurden.
Von dem Lämmer- und Kälberzehnt bekam das Pachtamt Coswig zwei und der Pastor 1 Teil, vom Gänsezehnt die Herrschaft 2 und der Pastor 1 Teil.
Aus
Nachlaß von M. Kühlewind „Verzeichnis der Ortschaften – 06 Grochewitz -
(Originalmanuskript Stadtarchiv Coswig-SA)
Zur
Zeit der
Separation im Jahre 1856 –
wohnten in
Grochewitz folgende Grundbesitzer:
Der Anhalt-Bernburgische Fiskus besaß seiner Zeit die Rettigsbreite (?) von 16 Morgen und 161 Morgen im Breetz.
Auch 2 Hirtenhäuser waren in Grochewitz vorhanden. Das eine ist das Gemeindehaus geworden, während das andere verkauft worden ist.
Der im Grochewitzer Flur gelegene Forstort Lehnsdorf erinnert an ein ehemaliges Dorf gleichen Namens.
Aus
Nachlaß von M. Kühlewind „Verzeichnis der Ortschaften – 06 Grochewitz -
(Originalmanuskript
Stadtarchiv Coswig-SA)
Anmerkung von M. Richter
Ein Forstort „Lehnsdorf“ (siehe oben) ist im Grochewitzer
Flur nicht bekannt
Nördlich von Serno gibt es die wüste Dorfstelle Lehnsdorf.
(H. Lindner, Geschichte und Beschreibung des Landes
Anhalt, 1833, Seite 499)
Südlich von Grochewitz, am rechten Ufer des Lehmsbach oder Lebonsbach, befinden sich die „Kossatenländer an der Lebonsbach“ und der Lebonsberg. Die Namen sind handschriftlich in eine alte Köngl. Preuss. Generalstabskarte von 1852 eingetragen worden.
Zu
„Ein Rundgang durch das Dorf - Gefangene imWohnhaus der Schmiede“.
In Grochewitz befanden sich 1917 11 Militärpersonen (Wachleute und
Gefangene).
Aus der Kirchenchronik von Pfarrer
Graf, Buko.
Die
Rettigsbreite (Besitz des Anhalt-Bernburgischem Fiskus, siehe oben) befand sich
nach Eintragungen auf der Karte von 1852 auf der linken Seite der Rossel ca.
500m vor der Weidener Mühle (am
Weidener Mühlteich ?).
Grochewitz 1919
Amtsvorsteher: Forstmeister Dietrich, Serno
Ortsvorsteher: Gutsbesitzer Hermann Friedrich
Poststation: Köselitz
Öffentlicher Fernsprechstelle: (Inhaber Gastwirt Carius)
|
Haus Nr.: |
Name: |
|
Bemerkung: |
|
1 |
Friedrich I, Hermann |
Gutsbesitzer, Ortsvorsteher |
|
|
2 |
Hennig, Hermann |
Kossat |
|
|
3 |
Höhne, Hermann |
Stammgutsbesitzer |
|
|
4 |
Friedrich, Gottlieb |
Kossat |
|
|
5 |
Kaase, Hermann |
Kossat und Gastwirt |
|
|
6 |
Tuchel, Friedrich |
Kossat |
|
|
7 |
Friedrich II, Hermann |
Kossat |
|
|
8 |
Höhne, Marie |
Kossat |
|
|
9 |
Kase, Friederike |
Stammgutsbesitzerin |
|
|
10 |
Krüger, Emma |
Gutsbesitzerin |
|
|
11 |
Wallwitz, Karl |
Kossat |
|
|
12 |
Schiebeling, Friedrich |
Kossat |
|
|
13 |
Urban, Gottlieb |
Gutsbesitzer |
|
|
14 |
Müller, Gustav |
Landwirt und Mühlenbesitzer |
|
|
15 |
- - - |
- - - |
|
|
16 |
- - - |
- - - |
|
|
17 |
Wenzel, Friedrich |
Häusler |
|
|
18 *) |
Sandberg, Friedrich |
Häusler |
|
|
19 |
- - - |
- - - |
|
|
20 *) |
Zähle, Friedrich |
Häusler |
|
|
21 *) |
Krüger, Otto |
Häusler |
|
|
22 |
Carius, Friedrich |
Landwirt und Gastwirt |
|
|
23 |
Scherz, Hermann |
Häusler |
|
|
24 |
- - - |
- - - |
|
|
25 |
Reinsdorf, Otto |
Häusler |
|
|
26 |
- - - |
- - - |
|
|
27 |
Brojahn, Hermann |
Lehrer und Kantor |
|
|
28 |
- - - |
- - - |
|
|
29 |
Günter, Robert |
Molkereibesitzer |
|
|
30 |
Wernicke, Friedrich |
Schmiedemeister |
|
|
|
|
|
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Quelle: |
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Hof- und Staatshandbuch für Anhalt 1919 |
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|
Anmerkung (M.R.):
*) Häuser am Bukoer Weg
Die Sammlung „Alte Dorfbeschreibungen“ wurde 2005 zusammengestellt, die Beschreibung des Dorfes von M. Kühlewind wurde 2007 eingefügt.
Manfred Richter
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