Grochewitz und das Gebiet der ehemaligen Wassermühle (roter Kreis)
Dieser Abschnitt gibt einen Überblick über die Erwähnungen der Grochewitzer Mühle in der Literatur. Im zweiten Teil dieses Berichtes wird, an Hand von Fotos und alten Landkarten versucht, die Lage des alten Mühlenteiches und die vermuteten Standorte der in den Beschreibungen genannten Mühlen darzuzstellen.
„In Grochewitz ist eine Mahlmühle
und ¼ Stunde westlich eine dazugehörige Schneidemühle nebst Hirsestampfe.“
W. Lindner, Geschichte
des Landes Anhalt, 1833
„Grochewitz
….hier befindet sich eine Mahl- und Schneidemühle an der Roßlau und eine
Dampfschneidemühle.“
F. Siebigk, Das Herzogtum
Anhalt, 1867
„Etwa 150
m südwestlich vom Dorf Grochewitz befindet sich an
der Rossel eine alte Wassermühle. …Zur Grochewitzer Mühle gehörte noch eine
weitere Schneidemühle, die etwa 2 km Rossel abwärts in Bukoer Mark auf der
Klase’schen Wiese stand. Diese Schneidemühle ist 1874 abgebrochen worden.“
Verfasser unbekannt,
aus „Die alte Wassermühle“, (siehe auch
Beschreibung).
„Grochewitz
….
Vereinzelte Häuser
liegen auf dem Weg nach der Rosselbrücke, südwestlich von ihnen schafft
die Grochewitzer Wassermühle.“
Dr. phil. E. Weyhe, Landeskunde des Herzogtums Anhalt, 1907
In den folgenden
Absätzen wird die Vergangenheit der Wassermühle
von verschiedenen
Verfassern beschrieben.
Mit Fotos und Kartenausschnitte (von M.R.) wird
versucht die Lage der alten Mühlenteiche zu rekonstruieren.
Die Grochewitzer Wassermühle
Im Heimatkalender des Kreises Roßlau 1993 begann
ich mit einem Beitrag über
die Rosselmühlen, der im 94´er Kalender mit einem Artikel über die Thießener
Mühle fortgesetzt wurde. Da der Heimatkalender des Kreises Roßlau nach acht
Jahren leider nicht mehr herausgegeben werden kann, bin ich dankbar, daß
die Reihe über die Mühlen an der Rossel nun im Zerbster Heimatkalender ihre
Fortsetzung findet, denn das Thema Mühlen ist noch lange nicht abgeschlossen.
Zu den vielen Rosselmühlen gesellen sich noch die Mühlen an der Nuthe (siehe
Zerbster Heimatkalender 1965 u. 1976 –d.Red.). an den anderen Bachläufen
sowie die Wind- und Motormühlen.
Die Grochewitzer Wassermühle um 1960
(
--- als die Fürsten noch selbst in den wildreichen Revieren von Grochewitz
jagten, sind in der Mühle öfter große Jagdgelage gefeiert worden. In im
oberen Stockwerk des Wohnhauses befindlich gewesene Tanzsaal lässt die Vermutung
zu, dass es bei diesen Festen lustig zugegangen ist.
Aus Beschreibung
„Die alte Wassermühle“ )
„Über die Grochewitzer Wassermühle gibt es nur spärliche Überlieferungen. Spärlich sind auch ihre Überreste. Heute steht dort nur ein „Bungalow“.
Die Rossel entspringt als kleiner Wiesenquell nahe Köselitz. Auf ihrem Weg erhält sie Zulauf von vielen kleinen Rinnsalen. In der Nähe des 1451 erstmals urkundlich erwähnten „Grochewitz“ führt die Rossel schon so viel Wasser, daß südwestlich des Ortes eine Mühle errichtet werden konnte. Wann dies geschah, ist nicht genau nachzuweisen. Das heute noch bruchstückhaft erhaltene Mühlengebäude stammt aus dem Jahre 1763. Diese Jahreszahl ist im Fundamentsockel der ehemaligen Mühle zu erkennen.
Erste Nachricht von der Grochewitzer Mühle erhalten wir aus dem Jahre 1566, als sie dem Geschlecht derer von Latdorf gehörte. Ob sich die Mühle damals schon am heutigen Standort befand, ist nicht mehr nachweisbar. Dann schweigen die Quellen für etwa zwei Jahrhunderte. Damals war Grochewitz zu Buko eingepfarrt. Ein Brand im Jahre1722 äscherte die Häuser des Ortes Buko sowie die Kirche ein. Dabei verbrannten auch die für Nachforschungen wichtigen Kirchenbücher.
1754 ist in den Kirchenbüchern Johann Georg Kotze als Erb-, Mahl- und Schneidemüller aufgeführt. Wahrscheinlich betrieb der die Grochewitzer Mühle zusammen mit seinem Bruder Johann Christoph Kotze, da von beiden zur gleichen Zeit in den Kirchenbüchern zu lesen ist. Es könnte sich aber auch um zwei Mühlen gehandelt haben. Bei Lindner („Geschichte und Beschreibung Anhalts“, 1833) lesen wir: In Grochewitz ist eine Mahlmühle und eine viertel Stunde westlich eine dazu gehörige Schneidemühle nebst Hirsestampfe“. Siebigk schreibt 1867 („Das Herzogtum Anhalt“): „Mahl- und Schneidemühle an der Rosslau (gemeint ist die Rossel – d.A.) und eine Dampfschneidemühle“.
Die Grochewitzer Mühle war schon immer in Erbpacht gegeben, als der 1803 geborene Johann Gottlieb Kotze die Müllerei von seinem Vater übernahm. Als er 1860 starb, hinterließ er fünf Kinder. Die letzte Eintragung des Namen Kotze im Kirchenbuch – allerdings nicht mehr im Zusammenhang mit der Mühle – findet sich im Jahre 1862. Kotzes Kinder konnten nach dessen Tod die Mühle nicht übernehmen. Der älteste Sohn war gerade 17 Jahre alt. Außerdem lief der Erbpachtvertrag nach 99 Jahren aus.
Was in den folgenden 25 Jahren mit der Grochewitzer Mühle geschah, bleibt uns unbekannt. Wir hören erst wieder 1887 im Zusammenhang mit einer Eintragung im Kirchenbuch von ihr. Der in Gehrden geborene Gustav Müller war in jener Zeit Mühlenbesitzer und Landwirt. Wann und unter welchen Umständen er die Mühle kaufte und was aus der Müllerfamilie Kotze geworden ist, war nicht zu ermitteln. Ein Müller Kotze, der aus Grochewitz stammte, begegnet uns im 19. Jahrhundert in der Thießener Mühle.
Paul Müller (geb. 1894), der Sohn von Gustav Müller, betrieb die Mühle auch noch nach dem Tod seines Vaters 1931. Die Dorfbewohner nannten ihn der Überlieferung nach „Lukas“.
Die Rossel wurde vor der Mühle zu einem Teich angestaut. Der Müller hatte Rechte am Fluß, aber auch die Räumungspflicht. Den Ausgleich zum Anstau des Teiches bildete eine Freibache. Das Wasser gelangte über eine Holzrinne zur Mühle. Diese Rinne diente gleichzeitig als weiterer Überlauf. Es muß dort Tag und Nacht ganz schön geplätschert haben. Aber mit der Zeit gewöhnten sich die Bewohner und Angestellten der Mühle wohl daran.
Die Grochewitzer Mühle war in den 30er Jahren unseres Jahrhunderts bis zum Ende des Mühlenbetriebes mit einem oberschlächtigen, metallenen Wasserrad ausgestattet, das einen Durchmesser von rund 3,5 Metern hatte. Die Antriebe und Zahnräder im Innern der Mühle bestanden hingegen aus Hartholz. Letztere fertigte der Müller selbst, wenn sie abgenutzt waren und setzte sie neu ein. Das heute am Gebäude angebrachte Wasserrad ist nicht das urspüngliche.
Gemahlen wurde mit Mahlsteinen, die immer wieder bearbeitet werden mußten, was Müllermeister Müller selbst tat. Paul Müller, der neben der Mühle auch Landwirtschaft betrieb, gingen noch zwei Arbeitskräfte zur Hand.
Das Hauptgebäude – ein zweistöckiger, zum Teil mit Lehm ausgefüllter Fachwerkbau – war Mühle und Wohnhaus zugleich. Auf dem Grundstück befanden sich noch eine große Scheune, Schuppen und Ställe. Die Bauern brachten ihr Korn zum Mahlen in die Grochewitzer Kundenmühle. Müllermeister Müller arbeitete aber auch als Zwischenhändler, indem er aus der Mühle Thießen mit dem Fuhrwerk verschiedene Produkte heranholte und an die Bauern weiterverkaufte.
Für das Mahlen des Korns benötigte der Müller spezielle Mahlsteine. Aufgrund der „Wirtschaftslenkung“ wurden diese in den 30er Jahren dieses Jahrhunderts aber nicht mehr produziert. Deshalb stellte der Grochewitzer Müller nur noch Schrot aus Roggen und Hafer als Futtermittel her. Geschrotet wurde hier bis 1955 und zwar immer noch mit dem Wasserrad. Andere Mühlen hatten zu jener Zeit schon Turbinen oder arbeiteten mit Strom.
Die Bildung der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) und die Melioration machten dem Mühlenbetrieb in Grochewitz ein Ende. Das Bett der Rossel wurde umgelegt, zum Teil in die ehemalige Freibache, der alte Zufluß verschüttet. Der Teich verschwand Ende der 50er Jahre, und so waren auch die beliebten Kahnpartien auf dem Anstau nicht mehr möglich.
Für das Auge des Kenners von Mühlenanlagen sind der ehemalige Verlauf der Rossel und die Lage des Teiches erkennbar. Sträucher, Bäume und hartes Wiesengras markieren heute diese Stellen. Die Mühle selbst bewohnten nach 1945 neben der Müllerfamilie noch zwei weitere Familien. Ab Mitte der 60er Jahre stand das Haus leer. Müllermeister Paul Müller verstarb 1963. Die Mühle befand sich aber weiter im Besitz der Familie. 1972 wurde das Haus samt der historischen Technik bis auf das Erdgeschoß abgetragen. Das Restgebäude wurde verpachtet. 1990 kaufte Herr Spindler Haus und Gelände und errichtete ein Wochenendgrundstück. Bereits Mitte der 70er Jahre entstand auf dem Mühlengrundstück ein Bungalow. An seiner Stelle soll der Überlieferung nach eine ältere Mühle gestanden haben, von der allerdings nichts weiter bekannt ist.“
Heiko Bergt, Roßlau,
Erschienen im „Zerbster
Heimatkalender 1995“
Die „Grochewitzer
Wassermühle“
Eine Postkarte mit Stempel von 1925
Brücke mit Wehr an der Grochewitzer Wassermühle
Auf der Brücke über dem geöffneten Wehr steht der Besitzer
(?) Paul Müller (?) geb. 1894 mit
Seinem Sohn (?).
Auf der linken Bildseite ist der Wasserkasten (Holz-Rinne)
zu sehen, der das Wasser, bei geschlossenem Wehr; auf das Wasserrad leitet.
Das Wasser des Lehmitzbaches oder Lebonsbaches, (auf dem Bild von rechts kommend), und das Wasser der Rossel wurden in einem Mühlenteich gestaut, und über das Wehr zum Antrieb der Mühle genutzt.
Anmerkung:
In der alten Karte von 1852 kann man auf der rechten Bachseite des
Lehmitzbaches, unterhalb des „Lebonsberges, folgende Namen der Flurstücke
lesen: „Kossatenländer an der Lebonsbach
Die
alte Wassermühle
(aus
"Verzeichnis der Ortschaften - 06 Grochewitz)
Etwa 1500 m südwestlich vom Dorf Grochewitz befindet sich an der Rossel eine alte Wassermühle. Das Wohn- und Mühlgebäude ist 1933 mit einer steinernen Vordermauer versehen worden. Bei dieser Gelegenheit ist auch die schöne alte Tür mit schmiedeeisernem Klopfer vom Haupteingang weggenommen und am Eingang zur Mühle befestigt worden. An dem alten Fachwerkgiebel an der Westseite ist aus einer Inschrift zu ersehen, dass der Müller Kotze die Mühle im Jahr 1796 umgebaut hat. Der heutige Besitzer, Landwirt und Müllermeister Paul Müller hat die Mühle am 17. Januar 1929 von seinem Vater erworben und gründlich erneuern lassen. Wegen des zur Zeit herrschenden Wassermangels kann nur noch geschrotet werden. Seinen Haupterwerb muß der Müller jetzt durch Landwirtschaft verdienen. Die Mühle wird heute hauptsächlich vom Wasser des Lehnitz-Baches getrieben, der von Süden in die Rossel fließt und auf den Lehnitzbergen im Bukoer Flur entspringt. Früher war das Quellgebiet der Rossel noch wasserreicher. Ein großer Erlenbruch breitet sich zwischen der Mühle und dem Dorf aus. Vor etwa 50 Jahren sind die Erlen ausgerodet und das Sumpfland teils urbar gemacht, teils in Wiesen umgewandelt. Außerdem ist der Mühle Wasser und Kraft durch Trockenlegung und Verkauf der 11 Morgen großen, nördlich der Mühle gelegenen Teiches, dessen Staudamm noch deutlich sichtbar ist, entzogen worden. Bis 1913 war noch ein Mahlgang in Betrieb. In früheren Zeiten war soviel Wasserkraft vorhanden, dass neben der Mahl- und Schrotmühle auch noch eine Schneidemühle angetrieben werden konnte. Die Pfähle der Schneidemühle befinden sich noch heute im Wasser unter schattigen Erlen und Fliederbüschen. Die 1 Morgen große Wiese südlich der Mühle, am Wege nach Buko, ist auch Holzlagerplatz gewesen. Zur Grochewitzer Mühle gehörte noch eine Schneidemühle, die etwa 2 km Rossel abwärts in Bukoer Mark auf der Klase’schen Wiese stand. Diese Schneidemühle ist im Jahr 1874 abgebrochen worden. In Grochewitz wohnt noch eine 80 Jahre alte Witwe Reindorf, die in der Mühle geboren ist. Ihr Vater war der letzte Schneidemüller.
Die Grochewitzer Wassermühle hat eine lange und wechselvolle Vergangenheit. Der Vater des jetzigen Besitzers hat sie 1887 vom Müllerbesitzer Laue erworben. Letzterer hatte sie am 22.Juni 1881 in der Zwangsversteigerung von Louis Weise ersteigert. Laues Vorgänger war Christian Doebert gewesen und vor diesem hat die Familie Kotze die Mühle mehrer Generationen hindurch besessen. Damals machten die Müller noch ein gutes Geschäft. Die Kotzes sollen sehr wohlhabend gewesen sein. Ihnen gehörte noch die zweite Schneidemühle zwischen Grochewitz und Bräsen, sowie die Wassermühle zu Weiden.
Die Grochewitzer Mühle war früher Eigentum der Anhaltischen Fürsten. Sie wurde als fürstliche Mühle des Amtes Coswig bezeichnet. Als die Fürsten noch selbst in den wildreichen Revieren von Grochewitz jagten, sind in der Mühle öfter große Jagdgelage gefeiert worden. In im oberen Stockwerk des Wohnhauses befindlich gewesene Tanzsaal lässt die Vermutung zu, dass es bei diesen Festen lustig zugegangen ist.
Verfasser: M. Kühlewind
Stadtarchiv Coswig
Die
Gerechtsame der Mühle
(aus
"Verzeichnis der Ortschaften - 06 Grochewitz)
„Um die Mühle möglichst ertragreich und gewinnbringend zu gestalten,
wurden sie von der Herrschaft bei ihrer Gründung mit Privilegien ausgestattet.
Die Einwohner des Ortes und zuweilen auch der Nachbardörfer mussten in der
Mühle ihr Getreide mahlen lassen. Dieser Mahlzwang bestand auch für die
Einwohner von Grochewitz und Cobbelsdorf gegenüber der Grochewitzer Mühle.
Außerdem mussten die Hüfnergutsbesitzer in Grochewitz der Landesherrschaft
jährlich 6 leichte Spanndienste mit Pferden oder Ochsen leisten, nämlich:
1.Sandfuhren zu den Brücken an der Grochewitzer Mühle aus der ¼ Stunde entfernten
Sandgrube, wobei 5 Sandfuhren als 1 Hofdiensttag gerechnet wurden.
2.
Holzfuhren zu Baulichkeiten an der Mahlmühle, der Schneidemühle und den
Brücken, wobei jede Fuhre als ein Hofdiensttag zählt. Waren die Bäume aus
dem Sernoer Forstrevier zu holen und schwerer als 8-10 Zentner, so wurde
eine Fuhre nach der Schwere des Baumes 2-4 Hoftage gerechnet.
3. Fischfuhren.
Aller 3 Jahre wurde der Grochewitzer Mühlteich ausgefischt. Hierzu mussten
von Coswig das Fischgerät geholt und nach gemachtem Gebrauch nebst den gefangenen
Fischen dorthin zurückgefahren werden. Eine solche Fuhre wurde als 1 Hoftag
gerechnet.
4. Mühlsteinfuhren. Etwa alle 8- 10 Jahre wurden Mühlsteine
von Coswig zur Grochewitzer Mühle gefahren, wobei eine Fuhre 4 Hofdiensttage
gleich gerechnet wurde.
5. Maurer und Ziegelsteinfuhren von der herrschaftlichen
Scheune bei Coswig zur Grochewitzer Mühle. Die Ladung von 200 Ziegeln oder
100 Mauersteine wurden als 1 Hoftag gerechnet.
6. Wildbretfuhren von
der Grochewitzer Mühle mit daselbst erlegten Hirschen und wilden Schweinen
nach dem Sernoer Forsthaus. Die meisten Spanndiensttage wurden durch Sandfuhren
abgetan und nur ausnahmsweise mussten die schweren und zeitraubenden Mühlsteine,
Holz- und Mauersteinfuhren geleistet werden. Als Gegenleistung für einen
Spanndiensttag zahlte die Herrschaft den Dienstpflichtigen 6 Groschen. Der
Erbpachtmüller Kotze war ebenfalls berechtigt Spanndienste bei vorkommenden
Bauten und Erweiterungen für sich in Anspruch zu nehmen.“
Verfasser: M. Kühlewind
Stadtarchiv Coswig
Bemerkungen (M.R.) zu
der Beschreibung „Die alte Wassermühle“ (siehe oben)
M.Kühlewind
schreibt:
Etwa 1500
m südlwestlich vom Dorf Grochewitz befindet sich an der Rossel eine
alte Wassermühle.
---zur
Grochewitzer Mühle gehörte noch eine Schneidemühle, die etwa 2 km Rossel
abwärts in Bukoer Mark, auf der Klase`schen Wiese stand. Diese Schneidemühle
ist im Jahr 1874 abgebrochen worden.“
Die Witwe Reindorf (s?)
aus Grochewitz soll in der Mühle geboren worden sein. Ihr Vater war der
letzte Schneidemüller.
Die Kotzens sollen sehr wohlhabend gewesen sein.
Ihnen gehörte noch die zweite Schneidemühle zwischen Grochewitz und Bräsen,
sowie die Wassermühle zu Weiden
1919 wohnte
Reinsdorf, Otto (Häusler) im Haus Weidener Spitze 25 (Quelle: Hof- und Staatshandbuch
für Anhalt,1919). Heute wohnt noch eine Enkelin von Frau Reinsdorf in diesem
Haus. Nach ihrer Aussage wurde die alte Schneidemühle abgebrochen und mit
dem Material, im Dorf, an der Weidener Spitze 25 ein Haus gebaut.
Die „Weidener
Mühle“ liegt Rossel abwärts, ca.1,9 km (Luftlinie) entfernt von der Grochewitzer
Mühle. (?) Sollte da Rossel- "abwärts" und "-aufwärts"
verwechselt worden sein ?
Die Wassermühle in Weiden war eine Mahl- und
Schneidemühle. 1859 erwarb Hermann Voigt das Grundstück und die Mühle.
Rosselaufwärts, also in Richtung Quelle, gab es früher eine Bukower
Mark ! Auf dem alten Kartenaussschnitt von 1852 ist auf der rechten Seite
(roter Kreis) die vermutliche Wüstung "Alt Bukow" (H) eingezeichnet.
Mit einiger Fantasie kann man auf dem vergrößerten Bildausschnitt (roter
Kreis) "Klase Stamm Stücken" erkennen
Alt Bukow
Der Verlauf der
Rossel wurde blau nachgezeichnet. Die Rossel ist streckenweise auch Gemarkungsgrenze
und dadurch nicht eindeutig zu erkennen.
Ob diese"Klase'sche Wiese"
mit dem Text in der Beschreibung "Die alte Wassermühle" in Verbindung
steht ist noch genauer zu überprüfen.
Bei Lindner (1833)
kann man Lesen:
"In Grochewitz ist eine Mahlmühle und 1/4 Stunde
westlich eine Schneidemühle nebst Hirsestampfe."
Und
1867 schreibt F. Siebigk:
….hier befindet sich eine Mahl- und
Schneidemühle an der Roßlau und eine Dampfschneidemühle.“
(.. und eine Dampfschneidemühle im Dorf ?, bei Lindner ist es eine Mahlmühle
!)
---zur Grochewitzer Mühle gehörte noch eine Schneidemühle,
die etwa 2 km Rossel abwärts in Bukoer Mark, auf der Klase`schen Wiese stand.
..
und eine zweite Schneidmühle zwischen Grochewitz und Bräsen sowie die Wassermühle
zu Weiden
schreibt
M. Kühlewind in "Die alte Wassermühle"
Mit
etwas Geduld und einigen Bibliotheks- und Archivbesuchen wird auch der
Standort der zweiten (dritten?) Mühle in Grochewitz gefunden werden.
Das nachfolgende Bild zeigt nochmal das Gebiet der
Grochewitzer Mühle in Richtung Südost
Das Gebiet der Grochewitzer Mühle
Luftaufnahme
M.R. 2006
Die Rossel (blaue Linie) fließt von links oben an der Mühle (B) vorbei. A ist das Letzte Haus von Grochewitz - Bukoer Weg 21. Oberhalb B befindet sich das heutige Mühlengrundstück. C war der Holzlagerplatz am Bukoer Weg. Bei der Baumgruppe zwischen der Rossel und C soll der Standplatz der alten Schneidemühle gewesen sein. Das ist auch der Platz des um 1970 erbauten Bungalow den H. Bergt in "Die Grochewitzer Wassermühle" (Zerbster Heimatkalender 1995) beschreibt. Die Baumgruppen bei D und E zeigen noch die Umrisse der alten Mühlenteiche die weiter unten ausführlicher beschrieben werden.
Die Geschichte der
Mühlen und ihre Bewohner
Die Grochewitzer Mühle
1451 Grochewitz
erstmals urkundlich erwähnt
1566 Mühle in Besitz derer von
Lattorf
1722 vernichtet
ein Brand die Häuser von Buko sowie die Kirche. Grochewitz gehörte damals zur
Pfarrei Buko. Da auch die Kirchenbücher verbrannten,
wurde eine wichtige Quelle für geschichtliche Nachforschungen vernichtet.
Bemerkung M.R.: Das Kirchenbuch von
Grochewitz begann 1722, es ist ein Teil des Bukoer Kirchenbuches und hat den
Brand überstanden.
Im Abschnitt 4. "Die Grochewitzer Kirche", sind einige Seiten
des Kirchenbuches von 1722 abgebildet.
1887 ist Gustav
Müller Besitzer der Mühle .
1931 stirbt Gustav Müller, sein Sohn, Paul
Müller, geb. 1884, ist zu dieser Zeit bereits der Müller.
1932 wird
der Mahlbetrieb eingestellt und auf Futtermittel umgestellt, Produkte aus der
Thießener- und der Johnitzer Mühle ergänzen das Angebot.
Zu dieser Zeit war
im Obergeschoß der Mühle ein kleiner Saal für
Geselliges Beisammensein der Dorfbewohner eingerichtet.
Auf
dem großflächig angelegten Mühlteich konnten Kahnfahrten bis zum Ort Grochewitz
unternommen werden.
1945 Beschlagnahme
der Mühle durch die Rote Armee als Stabsgebäude.
1946 rückkehr der Familie Müller.
Inventar und Mühleneinrichtung waren beschädigt oder zerstört, der
Weiterbetrieb der Mühle war nur noch beschränkt möglich.
Es wird überwiegend
Landwirtschaft betrieben.
1954 stirbt die Müllerin Frau Ida Müller.
Eintritt von Paul Müller in die LPG. Der Mühlen-betrieb wird eingestellt. Paul
Müller arbeitet in der motorgetriebenen
Schrotmühle im Dorf. In der Folgezeit
wird die Rossel verlegt, der Teich verschwindet, und somit ist das Schicksal
der Mühle besiegelt.
1963 stirbt Paul Müller, der letzte Müller in der
Grochewitzer Mühle. Die Mühle steht zunächst leer und dient dann einer
kinderreichen Familie als Wohnung.
1975/76 Abriß der Scheune und der Ställe sowie eines Teils der Mühle, die historische Technik wird „entsorgt“.
1982 erwirbt Familie Spindler aus Merseburg das Grundstück und baut den Rest der ehemaligen Mühle als geräumiges Wochenendhaus aus
Verfasser unbekannt
Der alte Mühlenteich.
Eine Rekonstruktionsversuch von Manfred Richter
Der folgenden Bild- und
Kartenausschnitte zeigen den Verlauf der Rossel und die Lage des Mühlteiches
um 1852, 1902 und 1929.
Wo früher die Karpfen schwammen weiden heute
Kühe auf den Wiesen, und nur die Strauch- und Baumreihen lassen die früheren
Umrisse des Mühlteiches erkennen.
Die alte Grochewitzer Wassermühle, Luftaufnahme von 1998
Die vermutlichen Teichumrisse und die
Lage der Rossel wurden aus den folgenden Landkarten übertragen. Die blaue
Linie ist der alte Bachlauf der Rossel, die braun markierte Fläche ist die
Lage des Teiches nach einer Karte von 1852, die hellrote Markierung entspricht
wahrscheinlich den Teichumrissen nach einer Karte von ca.1900, im roten
Kreis liegt das Haus (frühere Mühle).
Landkarte
von Grochewitz um 1852
(Ausschnitt)
in dem markierten Bereich, östlich des Weges zur Mühle, lag
vermutlich der Teich. Die Rossel befand sich rechts vom Teich.
Landkarte
von Grochewitz um 1902 (Änderungen 1912)
(Ausschnitt)
auf dieser Karte befand sich der Mühlenteich wahrscheinlich noch auf der westlichen und, kleiner, auf der östlichen Seite des Mühlenweges, deutlich ist der alte Bachlauf der Rossel zu sehen.
Landkarte
von Grochewitz um 1929
(Ausschnitt)
auf dieser Karte befand sich der Mühlenteich wahrscheinlich nur noch auf der westlichen Seite des Mühlenweges, die Brücke auf dem Weg vor der Mühle ist schlecht zu erkennen.
Ergänzungen
zu der
Geschichte
der Grochewitzer Mühle .
In einer Familienchronik wurden folgende Angaben über die Familie Kotze gefunden:
Thomas Kotze, Erbl. Mahl-
und Schneidmüller in Grochewitz-fort (?)
1699 Besitzer, vorher Pächter
der Grochewitzer Mühle.
Johann Georg Kotze, Erbl. Mahl- und Schneidmüller
in Grochewitz
Auch Obermeister bei der Innung in Coswigk
Verheiratet
mit Anne Maria Friedrich
Geb. Grochewitz, -- Mai 1692
Gest. Grochewitz,
3. Sept. 1768
Johann Christoph Kotze, Erbl. Mahl – und Schneidmüller
in Grochewitz
Geheiratet am 22. Nov. 1759 in Zieko
Geb. Grochewitz,
6. Febr. 1734
Gest. Grochewitz, 7. Sept. 1783
? ? ?
Gottlieb Kotze, Müller in
Grochewitz
Geb. 1803
Gest. 1861
5 Kinder, ältester Sohn 1844 geboren
Zusammensfassung der (bekannten) Besitzer der Grochewitzer Mühle
Thomas Kotze
Erbl.
Mahl- und Schneidmüller
Grochewitz -
fort (?)
1699
Besitzer,
vorher Pächter
Johann Georg Kotze verheiratet mit Anna
Maria Friedrich
Erbl. Mahl- und Schneidmüller
Grochewitz
auch Obermeister bei der Innung
Coswigk
* Grochewitz --.Mai 1692
#
Grochewitz 3. Sept. 1768
(Alter
76 Jahre, 4 Monate, 3 Tage)
Johann Christoph Kotze geheiratet 22.
Nov. 1759
* Grochwitz 6. Febr.
1734 Zieko
# Grochwitz 7. Juni
1789
Erbl. Mahl- und Schneidmüller Grochewitz
???
Gottlieb Kotze
Müller
in Grochewitz
* 1803
#
1861
5 Kinder
älteste
Sohn ... * 1844
Christian Doebert
Besitzer
Grochewitzer Mühle
Louis Weise
Besitzer
Grochewitzer Mühle
Zwangsversteigerung
22.Jun. 1881
Laue
ersteigert
Grochewitzer Mühle 22. Jun. 1881
verkauft
Grochewitzer Mühle 1887
Gustav Müller
geb.
in Gehrden
1887 Müller in Grochwitz
#
1931
Paul Müller ("Lukas")
Müllermeister
und Landwirt in Grochewitz
17. Jan. 1929
Mühle vom Vater erworben
* 1894
#
1963
1972 wurde das Haus und die gesamte historische Technik bis auf das Erdgeschoß abgetragen
1990 kaufte Herr Spindler Haus und Gelände
Der Schwanebecker
Zweig der Mahl- und Schneidmüllerfamilie Kotze
Auszüge aus dem
Kirchenbuch von Schwanebeck bei Belzig:
Quelle: F.G.Lohre, Schwanebeck, Januar
2007
- Meister Johann
Christian Kotze, Juv. Mahl- und Schneidemüller allhier, weyl. Meister Johann
Christoph Kotzens, gewesenen Erb Mahl-
und Schneidmüllers vor Grochewitz Nachgelassener ehel. 2. Sohn und Jgfr.
Dorothea Elisabeth Michaelis, Meister Joh. Michaelis, Mahl- und Schneidmüllers
in Schwanebeck eheleibl. 2. Tochter
10. Juli 1794
- Johann Friedrich
August Kotze, geb 16. Juli 1795
Vater: Johann
Christian August Kotze, Mahl- und Schneidmüller allhier
Mutter: Fr. Dorothea
Elisabeth, geb. Michaelis
Paten: … Meister
Johann Friedrich Schröter, Müller und Eigenthümer der Mühle zwischen Lütte und Dippmannsdorf
- Den 26. Juli 1795 starb Joh. … Aug. Kotze, Müllers Wochenkind von 10 Tagen und ward den 28. Juli 1795 mit einer Abdankung beerdigt.
- Johann Christian
Friedrich Kotze, geb. 25. Juli 1796, getauft 28. Juli 1796
Vater: Meister Johann
Christian August Kotze, Mahl- und Schneidemüller allhier
Mutter: Frau Dorothea
Elisabeth , geb. Michaelis
- Friedericke Sophie
Kotzin, geb. 28. Januar 1799, getauft 31. Januar 1799
Vater: Meister Johann
Christian August Kotze, Mahl- und Schneidemüller allhier
Mutter: Frau Dorothea
Elisabeth, geb. Michaelis
- Den 9. November 1800,
abens um 7 Uhr gestorben, 12. November 1800 nachmittags beerdigt mit einer
Leichenpredigt und Abdankung auf dem hiesigen Kirchhofe,
Friedericke Auguste
Sophie Kotzin, Meister Johann August Kotzens, Mahl- und Schneidemüllers allhier
drittes Kind erster Ehe.
Wie aus den oben genannten Kirchenbucheintragungen hervorgeht, hat der 2. Sohn von dem Grochewitzer Mahl- und Schneidemüller Johann Christoph Kotze (geb. 6. Februar 1734 in Grochewitz, gest. 7. September 1783 in Grochewitz) den Schwanebecker Zweig der Familie Kotze gegründet.
Manfred Richter, Quellen:
Familienchronik
(Fam. Friedrich); Die Gro. Wassermühle (H.Bergt); Die alte Wassermühle; Datensammlung
Dorfchronik Grochewitz; F.G.Lohre, Kirchenbuch Schwanebeck.
Zusammengestellt, 2005, 2007
Manfred Richter
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