4. Die Grochewitzer Kirche

Grochewitz.
"Das Dorf ist vor 1400 urkundlich nicht bezeugt, doch ist wahrscheinlich, dass der Ort mit seiner Kirche vor dieser Zeit bestand. Er gehörte später zum Besitz derer von Lattorf  die von Fürst Wolfgang 1573 den Lehnbrief über Grochewitz empfingen.

Das der hl. Maria gewidmete Gotteshaus war ein Bau von geringer Größe und ist Filial von Buko. Die jetzige Kirche ist 1874 neu erbaut."
Glocken sind:

  1. 71 cm Durchmesser,
    am oberen Rande: anno . dni . m . cccccii. o rex glorie christe veni cum pace.
  2. 48 cm Durchmesser
    oben: anno + dni + m
    0   (?) cccc0  (?) Crrriii0 .

schrieb Dr. Bittner Pfänner zu Thal in „Anhalts Bau- und Kunstdenkmäler“  1894

In der Kirchenchronik von Pastor H. Graf, Kirchspiel Buko, wird die Vergangenheit der Grochewitzer Kirchenglocken von 1493 bis 1922 beschrieben. Eine Zusammenfassung der Tagebuchdaten befindet sich in dem  Abschnitt "Die Geschichte der Grochewitzer Kirchenglocken" (nach den Abbildungen).

Im Anhaltisches Pfarrerbuch von 1966 kann man lesen:

"-- Die Kirche St. Maria in Grochewitz aus dem Jahre 1693 wurde 1876 neu gebaut
und am 17.9. eingeweiht. Die Kirchenbücher beginnen 1722.
Grochewitz war Filial von Buko. Während der Vakanz 1636 – 1644 wurde Grochewitz von Köselitz verwaltet.
1939 wurde die Kirche dem Pfarramt Weiden unterstellt."

 2002  findet man im Internet unter (www.parochie-weiden.de/Grochewitz/)  (! bei Anwahl beenden sie diesen Bericht)
"Es ist lange her, dass festgestellt werden konnte: „1900 in 25 Häusern 126 Leute, alle evangelisch“. Heute zählt die St. Mariengemeinde von Grochewitz nur noch 33 Mitglieder."

 

 

Bild aus einem Zeitungsarchiv
(Amtsblatt 29.6.2000)

 

Bild vom gleichen Standort 2005

Bei genauer Betrachtung der beiden Bilder kann man, mit Ausnahme von Schnee und blauem Himmel, noch weitere Unterschiede feststellen z. B. die fehlende Natursteinmauer auf dem rechten Bild.

Auf dem Bild von 2005 sind aber auch die umfangreichen Renovierungsarbeiten an der Kirche zu erkennen.
Die folgenden Bilder zeigen den Innenraum nach der gelungenen Renovierung und farblichen Neugestaltung. 

                                                Der Innenraum der Grochewitzer Kirche im Jahr 2002

  Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Sachsen Anh. II, 1905

"Grochewitz – ev. Kirche, Neurom. Backstein-Saalbau auf niedrigem Feldsteinsockel, quadr. Westturm und halbrunde Apsis. 
1874 als Ersatz, einheits. historische Ausstattung aus der Bauzeit."
 Orgel: Pfeifer Zerbst.

 

  Diese Bilder bedürfen keiner besonderen Beschreibung. Sie entstanden 2002 in der Grochewitzer Kirche.

Das untere rechte Bild sollte eigentlich die zweite Glocke, wie im Buch  „Anhalts Bau- und Kunstdenkmale“ von Dr. Bittner Pfänner zu Thal beschrieben, zeigen.

Diese alten Glocken wurden im 1. Weltkrieg (1914-1918) entfernt (eingeschmolzen ?).

Die heutige Glocke, linkes unteres Bild, hat einen Durchmesser von 60 cm und besitzt folgende Inschrift:


„hört ihr künden mich die Zeit
denkt an Gott und die Ewigkeit“
Grochewitz 1922

 

Die Geschichte der Grochewitzer Kirchenglocken
Eine Übersicht von bekannten (?) Daten - Stand 2007

Die Kirche von St. Maria in Grochewitz aus dem Jahre 1693 war alt und klein. Im Jahre 1876 wurde sie neu erbaut und besaß 2 Glocken.
Am 21. Juni 1917 wurde die große Glocke mit der Jahreszahl 1502 aus dem Kirchturm entfernt, sie war für den Heeresbedarf beschlagnahmt worden und wurde am 22. Juni in Coswig abgeliefert. Sie hatte ein Gewicht von 201 kg und brachte 703,50 Mk, dazu eine Prämie von 201,- Mk für pünktliche Lieferung.

Die große Glocke stammte noch aus katholischer Zeit 1502. Sie trug die Inschrift:
"O rese glorie christi veri cum Pace
anno domini 1502
(O Herr der Herrlichkeit, Christus, komm mit Frieden!)

Die kleine Glocke mit der Jahreszahl 1493 wurde erst 1922 entfernt (umgetauscht).

Am 24. September 1922 beschloß der Gemeidekirchenrat neue Glocken anzuschaffen und bei der Firma Störmer in Erfurt zu bestellen. Die Mittel sollten durch Holzverkäufe aus dem Kirchenbusch aufgebracht werden.
Am 6. November trafen die neuen Kirchenglocken mit folgender Inschrift aus Erfurt ein. Sie wurden am 13. - 15. November von einem Monteur im Turm aufgehangen.
Die große Glocke (Ton D, 185 kg):

"Der Krieg schlug mich zu Schanden. Nun bin ich neu erstanden
Bleib immer Frieden in deutschen Landen"

Die kleine Glocke (Ton fis, 73 kg):

"Hört ihr künden mich die Zeit, denkt an Gott und Ewigkeit"

Auf beiden Glocken steht noch unten: Grochewitz 1922, auf der Rückseite der großen Glocke: 1922 goß mich Meister Störmer in Erfurt.
Auf Beschluß des Gemeindekirchenrates hatten sie die Inschriften erhalten, die von Kantor Rettig verfaßt wurden.
Die Glocken kosteten incl. Montage 310 662 Mk. Die noch vorhandene alte kleine Glocke mit der Jahreszahl 1493 wurde abgegeben. Mit einem Gewicht von 60 kg brachte sie 36 000 Mk. Die große Glocke wurde im 2. Weltkrieg wieder eingeschmolzen und zu Kanonen verarbeitet.
Die kleine Glocke von 1922 läutet heute noch bei freudigen und traurigen Ereignissen in Grochewitz.

Die Frage welche Glocke(n) in der alten kleinen Kirche von 1693 in Grochewitz geläutet haben, und wie die Glocken mit der Jahreszahlen 1493 und 1502 in den Kirchenneubau von 1876 kamen, kann noch nicht beantwortet werden, aber ---
1491 erhielt Hansen von Lattorf das Dorf Grochewitz als Lehen von Philipus, Fürst von Anhalt.

Wenn ich (M.R.) jetzt schreibe:
"1493 hat Hansen von Lattorf seinem Dorfe Grochewitz für die kleine Kirche eine Glocke von 60 kg, mit  Inschrift 1493 gestiftet"

--- ist das eine Vermutung, aber wer kann diesen Satz widerlegen und die Geschichte der alten Grochewitzer Glocken von 1493 und 1502 beschreiben?
Dr. Bittner Pfänner zu Thal schrieb in "Anhalts Bau- und Kunstdenkmäler" 1894:
Grochewitz - das Dorf ist vor 1400 urkundlich nicht bezeugt, doch ist wahrscheinlich, daß der Ort mit seiner Kirche vor dieser Zeit bestand.

Auch die Prospektpfeifen der Grochewitzer Orgel wurden 1917 ausgebaut und eingeschmolzen. Am 29.Oktober 1922 wurden neue Prospektpfeifen vom Orgelbauer Fleischer in Dessau geliefert und eingebaut. Der Preis betrug 16 Ztr. Korn die von der Gemeinde in freiwilliger Umlage für die Kirche aufgebracht wurden.

Die Daten für die Glocken stammen aus der Kirchenchronik von Pastor H. Graf, Kirchspiel Buko

 

Es folgen einige Seiten aus dem Grochewitzer Kirchenbuch ab 1722

 

    Die Bilder der Kirchenbuchseiten sind nur zur Vervollständigung des Abschnittes "Die Dorfkirche" hier abgebildet. Aus technischen Gründen können die Bilder nicht mit voller Auflösung abgebildet werden, die Ladezeit bei einem "langsamen" Interntanschluß würde über 30 Minuten betragen.Interessenten finden die Bilder auf der CD "Das Dorf Grochewitz". Der untere Bildausschnitt zeigt die normale Qualität der Bilder.

 

Grochewitz, 2005, 2007
Manfred Richter        

 


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