11. Wüstungen in der Umgebung von Grochewitz

 Als Wüstungen bezeichnet man verlassene oder zerstörte alte Siedlungen. Im Gebiet von Grochewitz werden in alten Schriften die Orte Mallin, Alt-Bukow und Wreciz genannt.

Teilansicht der Wüstungskarte Anhalt, E. Weye, Bd.1
Name unterstrichen = genaue Lage des Dorfes unbekannt
Name mit Punkt = gnaue Lage des Dorfes bekannt


Malin

"Malin wurde 1285 von Albrecht I. cum jure patronatus an das Coswiger Marienkloster verkauft (II 593). 1340 wurde die Mellyner Kirche Tochterkirche von Koseytz  (III 737), da die Einkünfte zum Unterhalt eines Pfarrers nicht mehr ausreichten. 1566 „brauchen die zu Köselitz die Maliner Marke“ (Cs. Ldr.). Westnordwestlich von Köselitz liegen auf der Westseite der Straße Coswig – Göritz die Fluren Stücke an der Maliner Kirche, Saumstücke am Maliner Weg und die Maliner Hufe. Wegen Zahlung einer Kriegsauflage soll die Köselitzer Gemeinde einen Ort Holz auf Maliner Mark, das ist die Maliner Hufe zur Franzosenzeit an die Regierung verpfändet und nicht wieder eingelöst haben (Mitteilung des Steuerrat Huth)."
E. Weyhe, Landeskunde des Herzogtums Anhalt
Bedeutung: Gut der Male (Hey, S.93)


"U. 1285, hat Fürst Albertus dem Capittel und Stift-Kirche das Dorf Malin vor 60 M. Silber Köhtenschen Wehrts überlassen.
Villam Malin cum areis, pratis, pascuis & Jure Patronatus & aliis Pertinentiis ad candem liberam & exemptam ab omni Advocatia titulo proprietatis perpetuo possidendam pro Sexaginta Marcis Agenti Kotheniensis
recepimus & c. 1285.
XI. KI. Octobr."
J. C. Beckmannen, Historie des Fürstenthums Anhalt, M DDC X (1710)


"1340 -  Da die Kirche zu Malin und Göritz in der Nähe von Köselitz soweit in Mangel geraten waren, dass der Pfarrer von den Einkünften nicht leben konnte, so wurden beide Kirchen auf bitten des Patronatsherren, das St. Marien Stift zu Coswig, durch bischöfliche Anordnung vom 6. Nov. 1340 mit der Kirche zu Köselitz vereinigt."
H. Wäschke, Anhaltische Geschichte, Bd. 1, 1912

Die Wüstung Malin (bekannt, in Karte von 1852 eingezeichnet)
- - Dorf wurde 1285 an das Coswiger Marienkloster verkauft !


Wreciz
"
Der Breetz ist ein  zwischen Weiden und Grochewitz gelegene  alte Gemarkung. A. Z. (Amtsbuch Zerbst) von 1572 berichtet dass von alters die Stakelitzer Bauern Wrezer Mark genossen und jährlich Zins davon gegeben hätten, dass diese Mark damals zu Weiden gehörte und Weidener Dorfinsassen Wrezer Acker nutzten.
1266 spendet Graf Siegfried von Anhalt dem Nonnenkloster von Ankuhn das Dorf
Wreciz (II 316) „Auf dem Rücken der Urkunde schreibt Heinemann a. a. O., steht von einer Hand des 14. Jahrhunderts: Wretiz desolata et ideo vacat“.
Wrecis kann nicht die Stammform von Bräsen sein, denn schon 1457 taucht die Form Bresen in einem Lbr. der Walwitz auf."

(Beckmann VII 309)
 

 Vermutete  Lage der Wüstung (ehemaliges Dorf) Wreciz
 - - Dorf wurde 1266 dem Nonnenkloster von Ankuhn gespendet !

Bemerkung (M.R): Ich könnte mir schon eine Namensverwandtschaft zwischen "Wrezer Mark" wie oben in der Urkunde geschrieben wurde, und z. B. "Breetzer Mark" (Breetzer Enden, wie es auf den alten Karten steht), vorstellen. Das Gebiet nordwestlich von Grochewitz, neben den Breetzer Enden, wird auch heute noch das "Stakelitzer Feld" genannt, wie es 1572  bereits im Amtsbuch Zerbst erwähnt wird.

 

Alt Bukow
Auf einer Karte des Landkreises Zerbst von 1852 (MNVD) *) befinden sich Eintragungen über vermutliche Wüstungen. Mit der Bezeichnung "H" ist in der Nähe des Quellgebietes der Rossel eine markierte Fläche "Alt Bukow" eingezeichnet.
In der Wüstungskarte von E. Weyhe (Abbildung oben) ist das Gebiet nicht eingetragen. Im Abschnitt "5. Die Wassermühle" befindet sich ein Kartenausschnitt .mit der Markierung von "Alt Bukow" und Hinweise auf eine mögliche Verbindung mit einer Mühle. Weitere Informationen sind zur Zeit noch nicht bekannt.
 *) MNVD (Museum für Naturkunde und Vorgeschichte Dessau)

 

 

Lubrochwitz (?)


 

Karte der Anh. Herzogthümer - Bernburg - Dessau - Cöthen von 1850
Königl. Karthographisches Institut Berlin
 
Kartenausschnitt vom Gebiet Grochewitz

Auf der oben abgebildeten Landkarte ist das Dorf Grochewitz (Kirche) an der Straße von Coswig nach Stakelitz eingezeichnet. Südwestlich, unter dem Symbol der Wassermühle, befindet sich der Name "Lubrochwitz" (Zubrechwitz?). Dieser Name ist noch unbekannt.
Die Angaben auf dieser Landkarte wirken heute etwas ungenau, der Verbindungsweg Coswig - Stakelitz führt am Dorf Grochewitz (Kirchensymbol auf der Linie) vorbei,  ein Verbindungsweg von Coswig nach Borna befindet sich, mit einigem Abstand, östlich von Göritz. Weiden - ohne Verbindungswege - ist als Pfarrdorf (etwas undeutlich, Kreuz mit Punkten am "G" von Grochewitz) eingezeichnet.
Aber am Beispiel von Göritz kann man feststellen, daß die Angaben auf der Landkarte doch den früheren Gegebenheiten entsprachen.
Nach alten Beschreibungen  ..befand sich unter Fürst Wolfgang von Zerbst das alte Göritz (1340 Chorycz, Gorica - Bergdorf, hochgelegener Ort) am südlichen Hang der sogenannten Windmühlberge (180 m ü. NN). 
Im Coswiger Landbuch von 1566 sind diese Gehöfte noch aufgeführt, durch welche Ursachen diese Dorfstätte vernichtet worden ist bleibt unbekannt (von Kreiswegemeister Hans Dach).
 
Das neue Göritz wurde als Straßendorf aufgebaut. Es lag an der Reisestraße Berlin - Wiesenburg - Dessau - Leipzig und war bis 1824 Pferdeauswechselstation
(Abendrot).
Auf dieser Landkarte von 1850 wurde bereits ein Koordinatengitter verwendet, der Gitterkreuzungspunkt südöstlich von Serno wird mit 30° 10' O und 52° N angegeben (Koordinatensystem?).
Die geographische Verteilung der abgebildeten Orte (Buko, Bräsen, Weiden, Grochewitz, Serno, Göritz, Kobbelsdorf) ist vergleichbar mit den Angaben auf anderen Landkarten. Der Zufluß des Zehntbaches in die Rossel, westlich einer gedachten Verbindungslinie Weiden Bräsen, entspricht dem heutigen Zustand.
Entsprechend der Lage der Hundelufter-, Weidener- und Grochewitzer Wassermühle wird angenommen daß der Bachzulauf in die Rossel, östlich des Verbindungsweges nach Grochewitz, der Blaßbach ist. Nordöstlich vom Blaßbach liegt auch die wüste Dorfstelle Mallin (Gut der Mala).
Die Bedeutung des Namens "Lubrochwitz" (?) in dem Gebiet südwestlich von Grochewitz und südlich der Grochewitzer Mühle ist noch unbekannt.
 

Grochewitz, 2005, 2007
Manfred Richter


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